Kambodscha

Warum ausgerechnet Kambodscha?

Irgendwie war das die Frage, die jeder gestellt hat, dem wir von unserem Reiseziel berichtet haben. Wir wissen es auch nicht, irgendwann vermutlich als wir nach Indonesien geflogen sind, haben wir Bilder von Angkor Wat gesehen und dachten uns, dass wir das auch mal anschaun könnten. Wahrscheinlich wars einfach das.

Irgendwie spuken in den Köpfen unserer Freunde noch die Bilder des Indochinakrieges und der Roten Khmer herum. Während sich Vietnam allerdings vom Image des Kriegsgebietes trennen konnte, hält man anscheinend Kambodscha nach wie vor für das Land des völlig undurchsichtigen Bürgerkriegs und der Killing Fields. Aber diese Zeiten sind auch hier zum Glück - und hoffentlich dauerhaft - vorbei. Man trifft hier auf nicht mehr Militär als irgendwo sonst, zumindest die touristischen Ballungszentren in Siem Reap, Phnom Penh und Sihanoukville scheinen für Besucher sicher zu sein und auf Tretminen stösst man hier auch nicht. Wohl aber auf deren Opfer, die als verstümmelte, meist einbeinige Bettler im Strassenbild sehr präsent sind.

Kambodscha, Landkarte In den genannten Orten ist auch die touristische Infrastruktur bestens ausgebaut, Man findet reichlich Guesthouses und Hotels in allen Klassen, Taxis, Rikschas und vor allem Mopedtaxis stehen an jeder Ecke bereit und zwischen den Orten verkehren Busse oder Schnellboote mehrmals täglich mit für uns völlig ungewohnter penibler Pünktlichkeit. Besitzer eines Handy von T-Mobile sind auch in Kambodscha erreichbar, Kunden von O2 allerdings warten vergeblich auf das Ende der Netzsuche.
Wir waren im Oktober 2004 unterwegs, das ist dort das Ende der Regenzeit, wobei der Regen nicht allzu schlimm war. Einmal täglich kam ein Schauer, der aber nach einer Stunde wieder weg war. Strahlend blauen Himmel haben wir allerdings nie gesehen, es war stets ein bisschen bewölkt bei Temperaturen um die 30 Grad, die auch nachts nicht sehr weit sanken.


Angkor

5.10. und 6.10.

Abends Abflug in München und nach nicht allzu interessantem Flug Zwischenlandung in Bangkok und weiter mit einer kleinen Propellermaschine gesteuert von Captain Powers nach Siem Reap und mit dem Taxi ins Angkor Hotel. Die Einreise ging sehr zügig und wir waren froh, das Visa nicht umständlich in Deutschland besorgt zu haben, wo es doch in Siem Reap so einfach ging.

7.10.

Wir hatten uns schon am Vorabend ein Taxi bestellt, das uns um acht abholte. Wir wollten natürlich gleich zum Angkor Wat, weil der so berühmt ist, aber der Fahrer meinte, wir sollten da erst am Nachmittag hingehen, am Besten gleich zu Sonnenuntergang. Also setzte er uns am Südeingang zum Angkor Thom ab und wir besichtigten den Bayon, den Tempel in der Mitte dieser Stadt und noch ein Türmchen namens Phimeanakas, das wohl Teil des Königspalastes war. Weiter gings zur Aussenmauer mit ein paar Terrassen und ein paar kleineren zerfallenen Tempeln, ausserhalb der Mauer (Preah Pithu). Einer davon war von einer recht fotogenen Affenherde bewohnt.

Nachmittags gings endlich zum Angkor Wat. Ein ziemlich beeindruckender Bau, grösser als der Bayon, aber vor allem wegen der steilen Treppen weniger leicht zu besichtigen. Der Bayon ist weniger steil, mit mehr Terrassen und viel mehr Türmchen, so dass der Eindruck entsteht, man stehe mitten in einem Steinhaufen und jeder grössere Block hätte ein Gesicht. Der Angkor Wat dagegen ist eher von aussen betrachtet interessant durch seine symetrische Form und seine filigranen Türmchen.

Das wolkige Wetter machte die Hoffnung auf einen schönen Sonnenuntergang zunichte und wir fuhren noch schnell zum Tempelberg Phnom Bakheng. Die Aussicht von dort auf die Anlage von Angkor Wat war allerdings auch eher diesig.

Weil das Taxi den ganzen Tag gebucht war (für 25$) liessen wir uns abends noch in die Innenstadt fahren um das Abendessen im Suppendrachen (Soup Dragon) halb vietnamesich, halb kambodschanisch einzunehmen.

 
 
 

8.10.

Wir fanden ein Taxi ein bisschen zu gross für die kurzen Fahrten von Tempel zu Tempel und mieteten uns morgens eine Rikscha für 12$. Der Fahrer musste garnicht gross eingewiesen werden, schliesslich gibt es ja das "Standardprogramm für den zweiten Tag". Letztendlich wird die Streckenführung durch das Tempelgebiet auch einfach durch die Strasse festgelegt, die als Rundweg durch das Gebiet führt. Bei vielen Tempeln bot sich für den Fahrer auch an, uns für eine Stunde loszuwerden, indem er uns kleine Aufgaben stellte, uns zum Beispiel am Osttor absetzte und uns sagte, er würde am Nordtor auf uns warten.

Es ging los mit einem kleinen Tempel (Prasat Kravanh), der einer der wenigen Ziegelbauten in der Gegend ist und es ging weiter zum Banteay Kdei. Hier gibt es auf der einen Strassenseite einen künstlichen See (Srah Srang) und auf der anderen Seite einen recht grossen Tempel.

Der Ta Prohm stand als nächstes am Weg und ist der naturbelassenste Tempel dort. Hier sind die riesigen Bäume nicht entfernt worden, die die Mauern mit ihren Wurzeln eindrücken. Das ist zwar schlecht für die Tempel, aber gut für Touristen, die Fotos von "Urwaldtempeln" machen wollen.

Nach dem Mittagessen vor dem Ta Prohm gings weiter zum Preah Khan (gross und verfallen) und zum Neak Pean. Der ist völlig anders als die üblichen Tempel dort, keine Pyramide mit Türmen, sondern ein quadratisches Wasserbecken mit einer runden Insel, die allerdings nur über einen Deich zugänglich ist, der immer noch ein paar Zentimeter unter Wasser liegt.

Am Ta Som überraschte uns ein Gewitter, aber gut beschirmt vom Schirm des Rikschafahrers und den Bäumen konnten wir uns zum Osttor durchschlagen, das schön von einem Baum überwuchert ist.

Zwei weitere Tempelpyramiden, der östliche Mebon und Pre Rup liessen uns dann genug haben von den Steinen und wir fuhren wieder heim.

 
 
 

9.10.

Eigentlich hätten uns zwei Tage Ruinenbesichtigung auch gereicht, einer wäre sicher zu wenig gewesen. Allerdings gab es nur Ein- oder Dreitagetickets für Angkor und so haben wir uns noch zu einerm Tempel etwas ausserhalb des Angkor-Bezirks fahren lassen. Der Banteay Srei ist kleiner als die anderen Tempel, vielleicht, weil er nicht von einem König, sondern von einem Brahmanen aus eigener Tasche finanziert wurde. Dafür sind die Steinmetzarbeiten dort wesentlich schöner, besonders an den Giebeln der Tore. Und man hat einfach bessere Übersicht über die Symmetrie der Anlage.

Auf dem Rückweg folgte noch eine Besichtigung des Banteay Samre und den Rest des Tages verbrachten wir am Hotelpool, den wir die Tage davor nicht besucht hatten, weil es entweder zu spät oder zu verregnet war. Dieses Mal hatten wir Glück und bekamen das tägliche Gewitter während der Fahrt ab.

Abends gings zum Essen ins "Indochine". Das Essen dort war lecker, allerdings führten grosse Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Kellner und Küche dazu, dass wir nicht das bekamen, was wir bestellt hatten. Zumindest nicht in der üblichen Reihenfolge. Das Angebot die Vorspeise kostenlos in der Tüte mitzunehmen und anschliessend zu verspeisen lehnten wir ab. Nachspeise und Kaffee gabs dann in einem der gut besuchten Cafes am Alten Markt.

 

10.10.

Heute gabs eine kleine Bootsfahrt auf dem Tonle Sap-See. Vorbei an Leuten, die auf Booten leben und mit einer Besichtigung einer Fischfarm, wo auch ziemlich kleine Krokodile gezüchtet wurden. Danach eine kleine Stadtbesichtigung, damit wir den Markt auch mal bei Tageslicht sehen und am Nachmittag erledigten wir das Postkartenschreiben am Hotelpool.

Phnom Penh

11.10.

Wir mussten schon um fünf raus, weil das Speedboat früh losging und wir um 5:40 Uhr abgeholt wurden. Das Schnellboot war etwas enttäuschend. Für den halben Preis eines Fluges hätten wir irgendwas bequemes mit Steward erwartet. Stattdessen sassen wir in einer eng bestuhlten, lauten Blechtonne, die ziemlich schnell schwamm. Man konnte auch ein bisschen vor die Türe gehen oder sich aufs Dach setzen und die Flusslandschaft anschauen. Die ist von Siem Reap bis Phnom Penh ziemlich gleich: Erst kommt ein grosser See, dann ein einige Kilometer breiter Fluss ohne bestimmbares Ufer, der mit Büschen und Palmen bewachsen ist. Ab und zu sind zwischen den Büschen Boote festgemacht oder Pfahlbauten errichtet, die dann künstliche Inseln bilden.

Nach fünfeinhalb Stunden Fahrt wurden wir dann von einem Taxifahrer entführt, der allerdings etwas enttäuscht war, dass das Hotel schon vorgebucht hatten und noch dazu das teure Sunway Hotel, das ihm vermutlich keine Provision zahlt.

Nachmittags gabs einen Spaziergang und eine Pizza am Mekongufer. Auf dem Rückweg haben wir für 3.75$ die Busfahrkarte nach Sihanoukville gekauft und am Abend gabs französische Küche im Lyon d'Or, ebenfalls am Ufer, wo sich flussabwärts von der Bootsanlegestelle die Restaurants drängen. Ein Internetcafe mit erstaunlich gutem Anschluss haben wir dort auch gefunden und konnten so nach den Postkarten auch die virtuellen Grüsse loswerden.

 

12.10.

Weil wir fanden, dass man Kambodscha nicht ohne eine Erinnerung an die Herrschaft der Roten Khmer besuchen sollte, fuhren wir zu den Killing Fields von Choeng Ek. Die Schädelpyramide dort ist allerdings nicht so sehr eindrucksvoll. Irgendwie ist ein einzelner Totenkopf wesentlich gruseliger als eine gläserne Pagode voller Schädel. Die Massengräber waren eher kleine Tümpel.

Schauriger war dann der Besuch des Tuol Sleng Genozid-Museums, eine ehemaligen Schule, die dann als Gefängnis und Verhör- (oder besser gesagt Folter-) Zentrum verwendet wurde. Hier sind die Zellen zu besichtigen, endlose Reihen von Photographien die bei der Aufnahme ins Gefängnis gemacht wurden und vor allen Dingen recht drastisch gemalte Bilder, die die Verhörmethoden der Roten Khmer zeigen. Schon ziemlich gruselig, vor allem, wenn man das Ausmass des Terrors bedenkt. Hier waren icht nur ein paar politische Gegner eingesperrt, sondern es konnte jeden Intellektuellen treffen (was in etwa hiess, dass man lesen und schreiben konnte) oder jeden Kapitalisten (zum Beispiel einen Händler).

Am Nachmittag besuchten wir noch die Silberpagode und den König in seinem Palast. Der war aber nicht daheim, sondern wie wir später erfahren haben gerade in Peking bei seinem Arzt und um seine Rücktrittsrede zu schreiben und den Thron an seinen Nachfolger zu übergeben. Ein Teil des Palastes, der Thronsaal, war gesperrt weil dort für irgendein Fest am nächsten Tag, das Pchum Ben, vorbereitet wurde und wir wohl dabei gestört hätten.

Unser Taxifahrer erweiterte das übliche Angebot an Fahrdiensten, "Massagen", Polizeimarken, die von echten Polizisten verhökert wurden und in einem Fall Mariuhana noch um Schusswaffen. Wir wissen nicht, wie er darauf kam, dass wir dafür verwendung hätten, aber falls wir mal eine Knarre brauchen, wissen wir jetzt, wo wir sie bekommen können. Möglicherweise war das aber auch ein Missverständnis, in einem Katalog haben wir in der Nähe von Phnom Penh eine "shooting range" gefunden, wo Touristen zum Rumballern hingefahren werden.

Abendessen gabs an der Uferpromenade im "Mekong River Restaurant".

 

Sihanoukville

13.10.

In der Früh gings los nach Sihanoukville. Der Bus quälte sich eine knappe Stunde durch den Verkehr in Phnom Penh, vermutlich eine Folge des Festes, viele Familien machten Ausflüge aufs Land. Danach ging die Fahrt recht zügig über die ziemlich gut ausgebaute Strasse, erst durch Reisfelder und Wasser, dann durch eine hügeligere Landschaft. Nach viereinhalb Stunden waren wir in Sihanoukville und liessen uns von einem Zimmervermittler das Crystal Hotel empfehlen. Von aussen ist der Bau recht eigenartig, eine Art grosser blauer Spiegel, aber das Zimmer war ganz nett, das Hotel liegt direkt am Strand und der Preis (20$) war auch ok.

Nachmittags dann ein kleiner Spaziergang am Strand, um die hiesige Badeordnung zu erfahren. Es wimmelte von Touristen, wenige westliche, aber umso mehr Einheimische und andere Asiaten (in der Zeitung stand heute, dass 80% der Touristen aus China, Japan und dem Rest Asiens stammen). Am Strand gibts Liegestühle mit Strohdach oder Sonnenschirm, die jeweils einer Bar zugeordnet sind. Der Schattenplatz kostet nichts, weil der Besitzer an den Getränken verdient, bei 50 Cent für ein Cola ist das aber auch ok. Unmittelbar vor dem Hotel waren recht gut besuchte Bars mit Strohdächern, unter denen sich der Dampf asiatischer Grill- und Kochkunst staute, hundert Meter links und rechts davon wurden die Bars aber weniger stark besucht und die Luft wurde besser.

Abends machten wir uns auf die Suche nach Restaurants, wir hatten uns zwei aus dem Heftchen rausgesucht, dass wir im Hotel bekommen hatten. Das erste mochten wir allerdings nicht, weil dort gerade mexikanischer Abend war, das zweite fanden wir nicht. Was Sihanoukville wirklich noch fehlt, bevor der Tourismus boomt, sind geteerte Wege zu den bedeutenden Kneipen und eine Strassenbeleuchtung.

Wir sind letztlich zu zwei Mopedtaxis aufgestiegen und haben uns in ein Restaurant ihrer Wahl fahren lassen. Was eine kluge Entscheidung war, wir hatten die Entfernungen in Sihanoukville völlig unterschätzt. Vor allem hatten wir die Weite der der unbesiedelten Sümpfe, die zwischen den Stadtteilen liegen, total falsch eingeschätzt. Wir wurden dann im "Chez Claude" abgeliefert, einem Restaurant auf einem Berg zwischen den Stadteilen mit offener Aussicht auf den Ort. Das Essen war gut und unsere Fahrer haben uns auch brav wieder abgeholt um uns in bewohnte Gegenden zurückzubringen.

14.10.

Wir verbrachten den ganzen Tag am Strand. Es läuft wirklich so, dass man einen Sonnenschirm besetzt und dessen Besitzer Drinks und Essen abkauft. Unser Strandbesitzer war allerdings nicht besonders geschäftstüchtig, es war eher so, dass wir Schwierigkeiten hatten, zu bestellen, als dass er versucht hätte, seine Ware an den Mann zu bringen. Dabei waren ausser uns nur noch eine Handvoll Gäste an seinem Abschnitt und vor uns wurden dauernd andere Waren vorbeigetragen: Grapefruits, Ananas, Chips, Sarongs, Massage- und Manikürangebote und kleine Grills auf denen Krabbenspiesschen zubereitet wurden.

Die einzige Delikatesse, die wir vermisst haben, waren die lecker aussehenden aufgespannten getrockneten oder gegrillten Frösche, wie sie vor dem Königspalast angeboten wurden. Ein Anblick den wir sonst nur von den heimischen Landstrassen zur Zeit der Krötenwanderung kennen. Wir haben uns jedenfalls auf eine der riesigen Grapefruits und eine Ananas beschränkt.

Der Strand hier ist Sand, sehr flach und das Wasser ist ziemlich warm und so ruhig wie ein heimischer Baggersee. Im Gegensatz zu den Badegebieten, die wir aus bisherigen Urlauben kennen, gehen die Leute hier tatsächlich ins Wasser! Vermutlich liegt es daran, dass die Hotelbesitzer noch nicht erkannt haben, dass die Menschen zwar unbedingt ans Meer fahren wollen, aber keinesfalls dort baden möchten. So gehört hier ein Pool nicht zur Standardausstattung der Hotels und die Leute werden ins Salzwasser gezwungen.

Ausser den Händlern liefen auch jede Menge Hunde an uns vorbei. Irgendwie behühten die sich, möglichst geschäftig auf- und abzurennen so als hätten sie hier den Patrouillendienst zu versehen.
Das Abendessen gabs im Mick&Craigs bei Pasta und Rotwein.

15.10.

Vormittags fuhren wir zur Bank, Reisechecks eintauschen, weil wir Angst hatten, dass uns die Dollars ausgehen könnten. Die eigentliche Währung hier ist der Riel, der Dollar hat sich allerdings als de-facto-Zahlungsmittel durchgesetzt. Riel verwendeten wir also nur, um Zigaretten zu kaufen und Taxifahrten zu bezahlen. Essen, Hotels, Ausflüge und Eintritte wurden in Dollar bezahlt. Auf dem Rückweg schauten wir noch auf dem Markt vorbei, um Badeschlappen (der Begriff Flipflop ist hier unbekannt) zu kaufen. Der Markt ist eine flache Halle, die aus einzelnen Ständen besteht. Enge Gassen führen an den Ständen vorbei und zu kaufen gibt es einfach alle Dinge des täglichen Bedarfs.

Nachmittags gingen wir dann wieder zum Strand, vertieften unsere Beziehung zu den Vertretern der örtlichen Fruchthandelsbranche und gegen Abend haben wir schnell eine Kamera geholt, um den Strand abzulichten.

Nach zwei vergeblichen Versuchen, ein passendes Lokal zu finden, wo wir auch ein einzelnes Glas Wein bekommen konnten, landeten wir wieder bei Mick&Craigs. Mangels Gästen ergab sich dort auch die Gelegenheit Billard zu spielen ohne uns zu blamieren. Billardtische stehen zwar häufig in den Kneipen, aber meistens sind sie auch der Blickfang des Publikums und immerhin war es Maxis erstes Mal ...

16.10.

Wir machten einen Ausflug zum Ream Nationalpark. Für 16$ wurden wir mit einem Kleinbus abgeholt und zur zwanzig Kilometer entfernten Ranger Station gebracht. Dort wurde unsere kleine Reisegruppe (vier Däninen, ein Däne und wir beide) aufs Boot verladen. Einer der Ranger begleitete uns, um die wilden Tiere vor uns zu beschützen. Die einstündige Fahrt auf dem Fluss runter zum Meer war ganz nett. Die vielgerühmte Sicht auf die Tierwelt war allerdings etwas dürftig. Natürlich gibt es dort sicher ganz viele exotische Viecher, aber da die wenigsten davon Lust haben, sich in die äusserste Schicht des Mangrovenwaldes zu setzen, bleiben diese Tiere dem Besucher verborgen. Wir hätten allerdings auch keine Lust gehabt, uns zu Fuss in das Gestrüpp zu wagen.

Nach der Bootsfahrt gingen wir an einem Traumstrand an Land. Das einzige, was diesem Strand noch gefehlt hat, waren Palmen. Die gibt es in Kambodscha zwar reichlich, aber lediglich als Plantage oder Vorgartenbepflanzung. Statt Kokospalmen stehen hier meistens irgendwelche Kiefern hinter dem Sandstreifen. Unser Reiseleiter und der Ranger grillten uns einen mitgebrachten Barracuda und schnitzten uns eine Ananas als Nachspeise zurecht. Nach ein bisschen Baden gings dann eine halbe Stunde zu Fuss durch den Wald (auch hier wenig Fauna) zurück zum Boot bei einem Fischerdorf und wieder den Fluss aufwärts zum Bus.

Abends noch ein Besuch im Internetcafe und das Abendessen im Oasis, was allerdings in seiner Auswahl etwas beschränkt war, weil der Koch gerade seinen freien Tag hatte und durch ein Mädchen ersetzt wurde, das sich auf Pizzas spezialisiert hatte. Das Oasis ist als Hotel anscheinend auch spezialisiert. Und zwar auf Gäste, die eine hier eher unübliche schwere Enduro fahren und diese hinter dem Hotel parken. Die Zufahrt zum Abstellplatz führt zwischen der Theke und der ersten Tischreihe mitten durch die Bar. Ausserdem zeichnen sich die Gäste durch einen hohen Anteil an gemischtkontinentalen Pärchen aus, bei denen der Alters- und Attraktivitätsunterschied recht eindeutig zu ungunsten Europas ausfällt.

 

17.10.

Wir waren den ganzen Tag am Strand. Zwischendurch hats auch mal für eine halbe Stunde geregnet. War nett, bei Regen im warmen Wasser zu planschen.

Abendessen gabs im GST Guesthouse, wo nebenbei ein Film über die Tempel von Angkor gezeigt wurde. Das Essen war gut und der Film war auch ganz interessant. Zum Beispiel wussten wir nicht, dass der Mekong vier Monate im Jahr rückwärts fliesst und sich dann statt ins Meer in den Tonle Sap ergiesst. Interessant waren auch die Aufnahmen des Bayon vor seiner Restaurierung, ein ziemlich wirrer Geröllhaufen. Und wir hatten die Erklärung dafür, warum bei dem Tempeln oft Steine falsch eingesetzt waren, was uns schon bei einigen Reliefs aufgefallen war: Die Tempel wurden zur Restaurierung zerlegt, katalogisiert und die numerierten Steine daneben ausgelegt. Leider kamen die Roten Khmer dazwischen und haben in ihrer Feindseligkeit gegen alles Geschriebene die Kataloge vernichtet.

18.10.

Wir waren wieder den ganzen Tag am Strand. Abendessen gabs im Hotel. Das hatte den Vorteil, dass uns die Meute der Mopedtaxis erspart blieb die vor dem Hotel auf Kundschaft wartet. Die sind zwar leicht abzuschütteln, wenn man sagt, dass man nur bis zum nächsten Guesthouse gehen will, versuchen dann aber einen für den nächsten Tag festzulegen. So läuft übrigens auch jedes andere Verkaufsgespräch über Früchte, Massagen (am Strand heisst das übrigens wirklich nur Massagen ...) und Halstücher ab. Wenn man im Moment nichts kaufen will, versuchen sie einen auf "später" oder "morgen" festzulegen. Und vermutlich erinnern sie sich auch an das Kaufversprechen, wenn man nicht aufpasst, was man sagt.

Obwohl die Belegschaft im Hotel etwas überfordert war mit zwei Touristen, die tatsächlich mal ein Abendessen wollten, war das Essen gut, wie überhaupt alles, was wir hier bekamen, ziemlich lecker war. Der Unterschied zwischen dem 2-Dollar-Curry am Strand und dem 5-Dollar-Gericht in Phnom Penh war das Ambiente, nicht die Qualität des Essens.

19.10.

Heute mussten wir lernen, dass die kleinen Krebse hier nicht nur im Sand rumsitzen und sich vergraben, wenn jemand kommt, sondern auch knapp unter der Wasseroberfläche rumschwimmen und zielstrebig auf Gegenstände zurudern, die sie vermutlich für Treibholz halten. Eines der Treibhölzer hatte eine Badehose an, deren Innenfutter wunderbar als Wohnhöhle genutzt werden kann.

Abends gingen wir zum Strand, wo die Hütten auch Nachts als Bars und Restaurants hergerichtet waren, zum Teil mit Lagerfeuer, und assen Amok. Das ist kein Wahnsinn, sondern ein hier sehr verbreitetes Currygericht mit Hühnchen oder Fisch und manchmal etwas Kokosnuss.

wieder Phnom Penh

20.10.

Um halb eins fuhr der Bus nach Phnom Penh. Es ging sehr zügig vorwärts bis zum Flughafen, ab dem die Strasse gesperrt war. Vermutlich kam irgendein hohes Tier dort an weil später sahen wir Schulkinder in ihrer Uniform mit Staatsfähnchen die Strasse säumen. Wie wir am nächsten Tag erfuhren, kam der König. Entweder der alte eben abgedankte Sihanouk oder sein Nachfolger, Norodom Sihamoni.

Der Rikschafahrer, der uns vom Bus ins Hotel fuhr, hat uns auf der Strasse rausgeschmissen, weil er mit seinem primitiven Gefährt die Rampe zum Nobelhotel nicht rauffahren wollte. Wir fanden ja auch, dass wir mit dem Sunway Hotel eine Spur zu nobel nächtigten, aber gerade deshalb hätte der Fahrer die Chance ergreifen können, seinen Kindern abends was erzählen zu können.

Abendessen gabs in einem der Restaurants an der Uferpromenade.

Um elf ging unser Flug nach Bangkok und um eins ging von dort unser Flieger nach München. Der Flug im nur halb ausgebuchten Flugzeug war recht bequem und abends waren wir wieder daheim.


Wer sich für die neuere Geschichte Kambodschas interessiert, sollte sich die Seite der Friedrich Ebert Stiftung "Kambodscha 1975 - 2005 Weg durch die Nacht" ansehen. Besonders der Ausstellungskatalog (hier als PDF) ist sehenswert.

Mehr Berichte über Kambodscha findet man bei Reiseträume Weltweit, einer recht praktischen Linksammlung von Reiseberichten aus aller Welt.

Oktober 2004

geozaehler