Da der letzte Urlaub in Europa eher kühl war und wir im Sommer mit warmen Klamotten über Schneefelder stapfen mussten, wollten wir im August 2024 lieber etwas warmes besuchen. Also fuhren wir nach Südfrankreich und wurden nicht enttäuscht. Wir durften bei sommerlichen 39 Grad durch sonnige Strassen laufen und froren nie.
Unsere Anreise führte durch die Schweiz und hinter Genf nach Nantua, einem kleinen Ort mit Badesee, umgeben von Kalkhügeln ein paar Kilometer hinter der französischen Grenze. Wir gingen ein bisschen spazieren, assen lokale Spezialitäten und gingen dann ins Bett.
Nach der langen Autobahnfahrt am Vortag vermieden wir die schnelle Strecke und fuhren ein Stück östlich der Rhone nach Süden. Erst rauf zum Plateau de Retord, einer hoch gelegenen Voralpenlandschaft des Jura, wo wohl im Winter viel Sport gemacht wird, jedenfalls gibt es Hinweisschilder auf Hotels, Loipen und Lifte. Drüben dann runter ins Tal der Rhone, die hier aber noch relativ klein ist und dann wieder rauf um ins Tal der Isère zu fahren, die hier von Grenoble her aus den Alpen kommt.. Der fuhren wir ein Stück entlang, lernten dabei die grosse Bedeutung der hiesigen Walnussproduktion kennen – ganz viele Plantagen – und machten Pause in Romans-sur-Isère.
Von dort gings wieder rauf in den Naturpark Baronnies Provençales, wo wir auch die ersten Lavendelfelder fanden und durch das Défilé de Trente Pas, einer Schlucht mit steilen Kalksteinformationen wieder runter und zur Rhone, an der wir abends unser Hotel auf der Insel Barthelasse gegenüber der Altstadt von Avignon erreichten.
Wir setzten noch schnell mit der letzten Fähre über, um dort was zu essen und gingen dann über die Brücke (die neue, durchgehende, nicht die berühmte Ruine) zurück.
Da im 14. Jahrhundert ein paar Päpste hier ihren Sitz hatten, ist Avignon als Papststadt berühmt und wir durften nicht versäumen, den Papstpalast zu besuchen. Vorher besichtigten wir aber erst die berühmte Brückenruine aus dem 16. Jahrhundert (ab da war sie Ruine, davor war sie 300 Jahre funktionstüchtig und nicht berühmt). Allerdings ist der Besuch nicht sonderlich spannend, das Bauwerk ist eher von aussen sehenswert.
Danach besuchten wir den Palast, den sieben der hier residierenden Päpste bewohnten. Da aber der Palast danach 500 Jahre anderweitig genutzt wurde, zum Schluss als Kaserne, ist ausser dem Mauerwerk nicht mehr viel da und der Besucher spaziert durch beeindruckend grosse Hallen, steigt auf Türme und geniesst den Blick über Stadt, Landschaft, Fluss und Brücke.
Wir gingen nach dem Palast auf einen Kaffee, dann zu den päpstlichen Kräutergärten und zu einer Parkanlage auf einem kleinen Hügel oberhalb des Doms. Ein kleiner Spaziergang mit Pause in der Nähe des Bahnhofs endete mit einer Pizza an der neuen Brücke. Die Leute hier waren so nett, unsere Wasserflasche ständig durch eine volle zu ersetzen, weil wir trotz extrem langsamer Besichtigungen bei 39° kaum damit nachkamen, unseren Wasserhaushalt nachzufüllen.
Wir hatten Lust auf Abkühlung, deshalb fuhren wir raus aufs Land und besichtigten den Pont du Gard. Das ist ein römisches Aquädukt, das ursprünglich der Wasserversorgung von Nîmes diente. Das besondere daran ist seine Höhe (49m) und eben dass er heute noch steht. Auf der unteren der drei Ebenen wurde eine neue Straße neben das Bauwerk gesetzt, so dass man dort den Fluss überqueren kann. Auf der rechten Seite des Flusses kann man auch auf dem Ufer, das aus Kiesbänken und Kalkplatten besteht unter dem Pont durchlaufen. Der Fluss Gard, der heute Gardon genannt wird, ist eher klein und nicht sehr schnell, die Hochwassermarken zeigen aber, dass er auch mal ein paar Meter höher sein kann.
Ober- und unterhalb des Pont du Gard kann man baden. Entweder setzt man sich auf eine Kiesbank, oder sucht sich eine passende Steinplatte. Wir sassen im Kies, gingen ein paar mal schwimmen und verbrachten eine kühlen Nachmittag mit Blick auf die berühmte Sehenswürdigkeit.
Am nächsten Tag wollten wir die linke, provenzalische Seite der Rhone ansehen und fuhren nach Gordes zu Notre-Dame de Sénanque, einem Zisterzienserkloster, das malerisch hinter Lavendelfeldern steht. Wir waren allerdings ein paar Wochen zu spät dran, der Lavendel roch noch intensiv, hatte aber schon Farbe verloren und war eher blassgrünblau statt blau. Im klösterlichen Andenkenladen kauften wir noch fast alle Mitbringsel und fuhren dann nach Roussilion. Dort kann man eine Rundwanderung durch Berge aus Ocker machen. Durch Abbau des Farbstoffs und Erosion entstanden Türme aus leuchtend gelbem und roten Stein, die aus dem Eichenwald ragen.
Nach den Steinen zog es uns wieder ans Wasser und wir besuchten auf dem Rückweg die Quelle der Sorgue. Die entspringt einer Quelle, wo schon ein richtiger Fluss aus einer Felswand rauskommt. Bis zur Quelle kamen wir aber nicht. Ein Schild und ein Gemeindemitarbeiter verhinderten, dass Touristen den steinschlaggefährdeten Weg weitergehen. Wir sahen also nur etwas weiter unten das Wasser aus einem breiten Bett mit grossen Steinen an die Oberfläche treten.
Gegenüber von Avignon liegt Villeneuve-lès-Avignon. Entgegen ihres Namens ist die Stadt aber nicht neu, sondern nur ein bisschen neuer als die Stadt am anderen Ufer der Rhone. Dort kann man einen Turm besichtigen, der mal den Brückenkopf auf der französischen Seite der Brücke von Avignon bewachte, ein bisschen die Stadt ansehen und eine kleine Burg.
Wir fuhren danach weiter nach Orange, wo die Römer ein Theater, einen Tempel und ein prächtiges Tor hinterlassen haben. Das Theater ist sehenswert, weil noch das Bühnenhaus steht, sogar mit neuem Dach weil das Theater als weitere Besonderheit auch heute noch genutzt wird. Die Gänge hinter der Tribüne, durch die man zu den Sitzen kommt, dienen auch als Museum. In den Nebenräumen gibt es Schautafeln, Exponate und Videos zum antiken Theater. Der Tempel daneben ist eher langweilig, das Tor im Norden ein hübscher „Triumphbogen“, steht aber ein bisschen verloren auf einem Kreisverkehr der Strasse nach Lyon.
Auf dem Rückweg schauten wir noch in der Ruine des Châteauneuf-du-Pape vorbei. Das Schloss ist nichts besonderes, hat aber eine schöne Aussicht auf die Hügel ringsum und das Tal der Rhone, ganz entfernt im diesigen Nebel sah man auch Avignon. Auf den Hügeln wächst der berühmte Wein, den man auch überall in den Kellereien am Weg probieren und kaufen kann. Haben wir aber nicht, wir waren mit den preisgünstigeren Anbaugebieten dieser Gegend auch sehr zufrieden.
Am nächsten Tag ging es in die Camargue, das flache Schwemmland des Rhonedeltas. Erst den grösseren Arm des Flusses entlang bis Le Sambuc, dann in einem Bogen zum am weitesten ins Feuchtgebiet reichenden Punkt, den man mit dem Auto erreichen kann an einer Schleuse namens Pertuis de la Comtesse und dann am Ufer des Étang de Vaccarès entlang nach Norden. Die berühmten weissen Pferde waren nicht zu sehen, nur ihre unwilden Verwandten. Ausserdem gabs Rinder und alle möglichen Vögel zu beobachten. Besonders hübsch natürlich die Flamingos, die doch die flachen Salzwassertümpel stacken, immer den Kopf im Wasser, Stelzenläufer, Möwen und alles, was sonst gerne im Uferbereich rumläuft und -fliegt. So richtig viele Tiere waren aber nicht unterwegs, vielleicht war mittags auch nicht die ideale Zeit für eine Beobachtungsrunde.
Wir verliessen Avignon, um uns erstmal nur dem Planschen zu widmen. Da wir Autobahnen vermieden, führte uns das Navi durch sehr schöne Landschaften des Departements Hérault. Die Strassen waren teils frisch geteert und mit bunten Sprüchen bemalt, die die Fahrer der diesjährigen Tour de France motivieren sollten. Schön war auch, einige dutzend Kilometer durch eine Allee aus Französischem Ahorn zu fahren. So lange Alleen kannten wir bisher nicht.
Um nicht zu früh anzukommen, besichtigten wir erst die Schleusentreppe Fonseranes bei Béziers, wo der Canal du Midi über sechs Schleusenkammern 13,6 Höhenmeter überwindet. Die Schleusen sind 300 Jahre alt und funktionieren noch immer, jedenfalls die Bauwerke, die Tore wurden sicher mal erneuert. Früher waren es neun Kammern, bis zum Fluss Orb, aber heute wird dieser Weg wohl nicht mehr genutzt und es werden nur noch kleine Hausboote (im Dreierpack) oder Ausflugsboote in einem langwierigen Verfahren rauf- und runtergefahren. Beim weiteren Spaziergang am Canal entlang sahen wir auch die Warteschlange der Hobbykapitäne und ihrer Boote. Die Schleusung ist wirklich sehr zeitraubend.
Einen guten Kilometer kanalabwärts steht das nächste beeindruckende Bauwerk, weil hier der Canal du Midi über den Orb geführt wird. Auf einer Brücke für Kanal und Gehwege fahren Schiffe zwölf Meter über einem Fluss und zwei Strassen.
Nach der Besichtigung war es dann Zeit, nach Cap d’Agde zu fahren, wo wir ins Strandhotel zogen, aber uns erst mal ins abendliche Promenieren der Touristen stürzten, um uns am Hafen was zu Essen zu suchen. Wir wurden schnell fündig, mit ebenso hoher Kochkunst wie in Avignon, nur etwas preisgünstiger.
Die nächsten vier Tage verbrachten wir am Strand. Erst besorgten wir uns einen Sonnenschirm, den wir die nächsten paar Jahre im Keller einlagern werden um dann festzustellen, dass er zerfallen sein wird. Ohne Schirm gings aber nicht, selbst die paar Meter von Handtuch zum Wasser waren im heissen Sand barfuss kaum zu schaffen. Mit dem Schirm lagen wir aber recht angenehm an einem der kleinen Sandstrände von Cap d’Agde.
Zwischen den Stränden erheben sich waagrecht geschichtete Felsklippen aus dem Meer, Überreste der kleinen Vulkane, die als Hügel am Stadtrand stehen und irgendwann mal Lavaflüsse ins Meer gleiten liessen. Einer der Strände ist fast schwarz, die anderen dunkelsandfarben, auch eine Hinterlassenschaft dieser Vulkane.
An einem Tag besuchten wir Agde, also die alte Stadt, die es schon bei den alten Griechen gab, lange bevor am Cap die Ferienwohnanlagen entstanden. Dort besichtigten wir die Altstadt, die Kathedrale und eine Schleuse. Die einzige dreitorige Schleuse in dieser Gegend, die es ermöglicht, entweder vom Canal du Midi über den Hérault zum Mittelmeer zu fahren oder dem Canal weiter zu folgen. Da aber die meissten Canalkapitäne ihr Schiff wohl erst in Agde oder Béziers mieten oder abgeben, war die Schleuse hier auf den letzten Kilometers des Kanals sehr wenig besucht, kein Schiff wollte durch während wir da sassen.
Die Kathedrale von Agde ist auch ganz sehenswert. Einst Sitz eines Bischofs bis zur Französischen Revolution steht diese Kirche wie eine Festung in der Stadt. Dunkle Steine (von den Vulkanen), Zinnen und Pechnasen lassen die Kirche eher wehrhaft und bedrohlich erscheinen. Dafür ist der Kaffee und Kuchen zu ihren Füssen recht lecker und dass der Konditor seinen Honig aus den Bienenstöcken hinter den Wehrgängen gewinnt, macht die Burg gleich freundlicher.
Nach vier Tagen Baden verliessen wir das Meer. Für den Heimweg hatten wir uns noch einen Abstecher nach Turin vorgenommen, weil wir sonst in diesen Teil Italiens eigentlich nicht kommen. Der Stau auf der Autobahn von Lyon her zeigte uns, dass es eine gute Idee war, nicht die Küste entlang zu fahren, sondern wieder zurück nach Avignon und Grenoble und dann über den Fréjus-Tunnel und das Susatal. Wir fuhren Autobahn und Tunnel statt Landstrassen und Pässe, was schade war in dieser Landschaft, dafür kamen wir pünktlich zum Abendessen mit piemontesischer Küche, so dass wir nach den leckeren Menüs in Frankreich auch in Italien gut versorgt wurden.
Wir blieben einen Tag in Turin, fuhren auf die Spitze des Mole Antonelliana um die bisschen diesige Aussicht zu geniessen und spazierten zum Königspalast und den anderen Bauten und Plätzen dieser Stadt. Auf dem Monte dei Cappuccini auf dem rechten Ufer des Pos hatten wir noch mal eine weniger diesige Aussicht, brauchten aber nach dieser Bergtour noch ein Eis in einer der unzähligen schattigen Arkaden der Altstadt.
Am nächsten Tag fuhren wir über den San Bernardino wieder heim.