Ligurien

4x4 Triora Nachdem wir unseren gebrechlichen Schneeräumer verkaufen mussten und dafür diesen schicken neuen Defender angeschafft haben, musste der natürlich auch mal ins Gelände gassigefahren werden. Unsere Angst vor den Feldjägern verhinderte den Besuch der Panzerwiese und deshalb, und auch weil wir im Urlaub landschaflich interessantere Gegenden mögen, führte unser Weg im Juli 2002 nach Ligurien.
Dort gibts aus Zeiten, in denen sich Frankreich und Italien noch feindseelig gegenüberstanden, schöne alte und doch noch gut erhaltene Militärstrassen, die einst dazu dienten die zahlreichen Forts und Geschütztürme entlang der Grenze zu versorgen.

Legende

Karte Für die interessanten Geländestrecken haben wir Kartenausschnitte mit Google-Maps gebastelt, die man in einem neuen Fenster sieht, wenn man auf das Kartensymbol klickt. Strecken, von denen wir Tracks aus unserem GPS haben, sind als rote Linie in die Karte eingezeichnet.

Karte Falls die Google-Maps bei jemandem nicht funktionieren, gibt es noch Karten in wesentlich schlechterer Qualität als einfache Grafik.

Track Falls jemand interesse an den genauen Wegdaten hat, kann er auch den GPS-Track haben. Das Format sollte für gpstrans lesbar sein.


Übersicht

Zur groben Orientierung und Schreibtischnavigation haben wir hier die gesamte Reise als Karte, Satellitenbild und GPS-Daten.

KarteEine Übersichtskarte der besuchten Gegenden.

Google Maps Wir haben leider keine besonders guten Strassenkarten gefunden, die wir hier lizenzfrei veröffentlichen dürfen. Als Ersatz haben wir die GPS-Tracks über die Karten und Luftbilder der Google-Maps gelegt.

ligurien.mps Besitzer von MapSource können sich die Tracks gleich passend für ihr Programm als MPS-Datei runterladen

 

Zunächst aber führte unser Weg nach Hölstein, einem kleinen Ort bei Basel, wo wir bei Johanna, Toni und Anna für zwei Tage gastlich aufgenommen wurden.


Cormet d'Arêches

Karte Nachdem wir dort unsere anfängliche Lethargie abgeschüttelt haben gings aber dann richtig los und wir fuhren über Genf und Annecy nach Beaufort, einem kleinen Ort östlich von Albertville. Von dort geht eine kleine Strasse über den Lac de St. Guèrin und den Cormet d'Arêches nach Aime. Die Strecke war ganz gut geeignet, um uns ein bischen an enge Kurven und das Fahren auf Kieswegen zu gewöhnen und Lust auf noch engere Kurven, noch grössere Steine und viel tiefere Pfützen zu machen.
Als technische Sehenswürdigkeit konnten wir unterwegs dieselgetriebene Melkmaschinen und deren Bedienungspersonal bei einer kleinen Zwangspause beobachten.

Die Nacht verbrachten wir dann in Tignes, einem im Sommer eher traurigen Skiort, der lediglich den Vorteil hat, dass man nicht ganz ins noch traurigere Val d'Isére fahren muss. Die französische Kochkunst behält allerdings auch im Sommer ihren hohen Standard und ihre Üppigkeit bei.

Morgens gings dann über den Col d'Iseran und den Col du Mont Cenis nach Susa, um die Assietta-Kammstrasse zu befahren, die schliesslich in keinem Angebot geführter offroad-Touren fehlt.


Assietta

GoogleMap Karte Track Die vielgerühmte Aussicht von der Assietta aus konnten wir leider nicht sehen, weil Nebel und starker Regen dies verhinderten. Dafür wurde unser Bedarf an tiefen Pfützen und schlammigen Steigungen recht gut gedeckt.


Assietta Die Strasse ist eigentlich recht leicht zu finden: Man hält sich in Susa am südlichen Flussufer und hält nach Wegweisern nach Meana di Susa ausschau. Dort findet man den Colle delle Finestre ausgeschildert, den man über einen Waldweg erreicht. ein paar hundert Meter nach der Passhöhe erreicht man eine Abzweigung nach Westen, der man zunächst über flaches Almgelände, später am steilen Grashang entlang immer geradeaus folgt. Am Colle dell' Assietta erreicht man den Kamm und könnte wenns grad nicht regnet die Aussicht vom nahegelegenen Fort aus geniessen. Weiter gehts dann immer mal links, mal rechts der Kammhöhe bis zu einem Skigebiet und dann über Ziehwege runter zum Colle di Sestriere und den dortigen Bars und Cafes.

Col d Agnel Nach dem italienischen Espresso gings zu einem kurzen Abstecher nach Briançon in Frankreich, wo wir im blinden Vertrauen auf unser Navigationssystem (und auf unsere Interpretationen seiner Anweisungen) hoffnungslos verirrten und letztendlich im Burghof der dortigen Festung aufgeben mussten. Dabei hätten wir eigentlich schon früher merken müssen, dass die Strasse zum Col d'Izoard und Col Agnel nicht über eine Zugbrücke führen kann. Am Col Agnel trafen wir etwas überraschend ziemlich winterliche Verhältnisse an.

Aber irgendwie haben wirs dann doch geschafft, bis Sampeyre im italienischen Valaitatal durchzukommen und fanden dort Unterschlupf in einem recht eigentümlichen Hotel, das stark an ein Seniorenheim erinnerte. Ausser uns und dem Personal gab es exakt zwei Leute, die jünger als 70 waren. Eine Krankenschwester und ein junger Typ, dessen Anwesenheit uns ebensolche Rätsel aufgab, wie vermutlich ihm die unserige.


Valaita-Maira Kammstrasse

GoogleMap Karte Track Von Sampeyre aus fuhren wir die vermutlich schönste Geländestrecke über den Kamm zwischen den Tälern der Maira im Süden und der Valaita im Norden.

Valaita-Maira Oberhab der Kirche überquert man die Valaita und folgt den Wegweisern zum Colle di Sampeyre. Die Passhöhe ist leicht an einem Denkmal zu erkennen, dass vermutlich der örtliche Volkshochschulkurs "kreatives Schweissen" errichtet hat. Dort zweigt die Kammstrasse, mit einem für diesen Strassenzustand etwas überdimensionierten Wegweiser "Valmala", nach Osten ab und folgt dann dem Gratverlauf, zunächst lange Zeit südlich die steilen Wiesen querend, dann auf wechselnden Kammseiten. Etwa auf der halben Strecke kommt zwischen Monte Rastcias und Monte Birrone eine Abzweigung nach Süden, über die man San Damiano erreichen kann.

Von hier ab wird die Strasse besser, lediglich von Rinderherden zermatscht und von Blumen überwuchert, bis sie hinter dem Monte Birrone dann geteert ist. Ab hier folgt man den Schildern nach Valmala bis die Strasse an einer Art Grillplatz eine scharfe Linkskurve macht und den Kamm verlässt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Grillplatzes weist ein Schild in den Wald nach Lemma. Diesem Waldweg sind wir dann durch den Birkenwald gefolgt und ab Lemma wieder über Teer bis Rossana.


Valaita-Maira Valaita-Maira
Valaita-Maira Valaita-Maira

Kaffee und Kuchen gabs dann in Caraglio von wo aus wir versuchten, eine ebenso schöne Kammstrasse zwischen dem Mairatal und dem südlichen Tal der Stura zu finden. Dabei scheiterten wir allerdings daran, einen fahrbaren Weg zu entdecken, der nicht in einer Sackgasse endet. Also wurde daraus nur ein verregneter Ausflug über Chiappi über einen kleinen aber leider geteerten Pass nach Delmonte und weiter durch das Sturatal über den Col de Larche nach Jausiers in Frankreich.


Parpaillontunnel

GoogleMap Karte Track Unser Navigationssystem hat eh schon immer versucht, uns den Parpaillontunnel als besten Weg nach Embrun zu verkaufen, aber wir blieben zunächst lieber auf der Teerstrasse um das Gebirge zwischen Jausiers und Embrun zu umgehen. Dabei gabs einen kleinen Zwischenstopp bei eigenartigen Steinen, die von den Einheimischen "frisierte Damen" genannt werden. Welche Art von Frisur ihnen dabei vorschwebte, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.

Embun Parpaillon

Über diesen Gebirgsstock hinweg wollten wir dann zurückfahren, erst eine Schotterstrecke aufwärts dann durch einen 500 Meter langen Tunnel, den die Franzosen aus irgendeiner Laune heraus 1892 durch den Fels gebohrt haben und dann auf der Südseite wieder zurück nach Jausiers.

Tunnel Leider wurde nichts daraus, weil der Tunnel gesperrt war. Eine Torflügel des Eingangs war geschlossen und ein Schild verbot auch für Sprachunbegabte unmissverständlich den Zutritt sowohl zu Fuss, als auch mit aller Art von vehicles. Wir sind natürlich trotzdem mal reingegangen und haben ausser ein paar runtergefallenen Felsbrocken keinen Grund für die Sperrung gesehen. Vermutlich hatten die Behörden einfach Angst, dass uns ein Stein auf den Kopf fällt.
Nach einiger Überlegung, ob wir nicht doch einfach weiterfahren sollen es ginge ja schliesslich und das Tor war angelehnt, aber nicht abgesperrt, kamen wir doch zu dem traurigen Entschluss, umzukehren. In dieser Gegend sind soviele Strecken erlaubt, dass man die wenigen Verbotsschilder schon respektieren kann...

Als kleinen Ausgleich für entgangenes Tunnelerlebnis hatten wir immerhin eine nette Waldstrecke, weil wir hinter dem Örtchen Praveyral rechts über den Bach abgebogen sind und damit die Hauptstrasse zum Tunnel ein wenig umgangen haben.

Es ging also zurück nach Embrun und über den Col de Vars, die Cima de la Bonette, die Versubieschlucht und den Col de Turini nach Sospel, einem kleinen Städtchen am Rande des Royatals.


Col de Tende

GoogleMap Tende Karte Track Vom Royatal aus starteten wir zur längsten Route der Reise, der Ligurischen Grenzkammstrasse, ebenfalls ein Relikt kriegsbereiter Zeiten. Wir fuhren also nach Tende und zweigten dort auf eine Schotterstrasse ab, die uns oberhalb des Val de Castérino von Westen auf den Tendepass führte.
Unterwegs gabs jetzt endlich die Besichtigung einer Grenzbefestigung, die uns an der Assietta der Regen vermasselt hat. Das Fort de Marguerie sieht zwar recht verfallen aus, bietet aber gerade deshalb in einer netten Mischung aus martialischen Gewölben und sanfter Begrünung eine recht interessante Ansicht. Ausserdem hat man von hier aus den idealen Überblick auf den Tendepass und den weiteren Verlauf der Grenzkammstrasse auf der gegenüberliegenden Talseite.

Am Tendepass angekommen erwies sich die Hoffnung auf einen Weiterweg über den Kamm allerdings als falsch. Die Ostseite des Kamms über den Col della Boaria war gesperrt. Wieder ergab sich längeres Überlegen, ob man nicht trotzdem fahren sollte, aber das gleiche Argument wie am Parpaillon gewann die Oberhand und wir fuhren über die Passstrasse zurück nach Tende.

Tendepass Tendepass
Fort de Marguerie Fort de Marguerie

Ausser der rechtlichen Bedenken war ein weiterer Grund, die Schilder nicht zu missachten, dass es in der Gegend wirklich viel geregnet hatte. Der Passübergang war auf der italienischen Seite ebenfalls gesperrt und sogar die Hauptstrasse durch den Tunnel unter dem Tendepass war anscheinend so kaputt, dass sie in den Tagen davor völlig und zu dieser Zeit für alle Fahrzeuge über 3.5t verboten war.


Brigue nach Pigna

GoogleMap Karte Track Um aber doch noch irgendwie nach Italien zu kommen und wenigstens noch einen kleinen Teil der Kammstrasse zu fahren, fuhren wir nach La Brigue und zum Col di Sanson um über Colla Melosa nach Pigna zu kommen.

In Pigna gab es allerdings nicht so sehr viele Hotels (zwei um genau zu sein), und angesichts des inzwischen wieder einsetzenden Regens, dachten wir, es sei eine gute Idee, jetzt an die Riviera zum Baden zu fahren und am sonnigen Strand auf besseres Wetter zu warten.

Es war aber zunächst keine so tolle Idee, wir standen ziemlich lang im Stau, der sich die ganze Küstenstrasse durch Ventimiglia und San Remo hinzog und die Vermutung, dass gleich hinter San Remo ganz viele schöne Hotels nur darauf warten würden, uns aufzunehmen, erwies sich als völlig falsch. Wir landeten letztlich in einer eher hässlichen Unterkunft irgendwo bei Imperia.


Finale

In Finale war die Welt aber wieder in Ordnung, jede Menge Hotels, ein reichhaltiges Angebot an Gasthäusern und ein Strand, der auch ausserhalb der Hotelstrände schön ist. Wir kamen am Freitag an und konnten so unseren Trumpf ausspielen, im Gegensatz zu den üblichen italienischen Feriengästen mehr als nur das Wochenende zu buchen, und bekamen recht schnell ein passendes Zimmer.

Es folgten ein paar Tage, über die es nichts zu berichten gibt, ausser dass das Essen gut, der Strand sandig, die Sonne sonnig und die Italiener italienisch waren...


Triora nach Nava

GoogleMap Karte Track Auf dem Heimweg wollten wir noch einen weiteren Teil der Grenzkammstrasse befahren. Wir haben nämlich auf der Karte eine mit "Alta Via Variante" bezeichnete Strecke gefunden, die fast bis ans Meer reicht. Unser erster Versuch, von Camporosso aus den Weg zu finden, endete allerdings kläglich in einem Olivenhain in einem Dorf namens Ciaixe und ein weiterer Versuch endete vor einem Schild, dass uns auf die Sperrung des Gouta-Passes aufmerksam machte. Vermutlich ein weiteres Opfer der Regenfälle.

Also gings weiter nach Triora und von da über Loreto wieder auf den Sanson-Pass, der uns schon von der Woche zuvor bekannt war. Hier fanden wir endlich einen befahrbaren Teil der Kammstrasse, der uns nach Norden zum Colla San Bernardo führte. Da gabs endlich auch einen echten naturbelassenen Tunnel, der uns ein wenig für den entgangenen Parpaillon entschädigte und weitere Begegnungen mit der heimischen Tierwelt.


Triora Triora
Triora Triora

Nava über Aosta nach München

Inzwischen hatten wir dann auch genug vom Fahren abseits befestigter Strassen und düsten ab nach Norden nach Aosta. Ein kurzer Blick auf die atemberaubende Sammlung von Plüschhunden auf dem Grossen Sankt Bernhard und ein schauriges Unwetter bei Landsberg bildeten die letzten Highlights der Reise.

 


Literatur

Alle Touren findet man im Grossen Alpenstrassenführer von Denzel. 35 Euro, die sich echt lohnen. Hier werden nicht nur die Strassenpässe beschrieben, sondern eben auch Wege, die bestenfalls mit Allrad oder Enduro Spass machen.

Zwei Touren hätten wir nicht gefunden, wenn sie nicht in "Geländewagentouren - Band 2, Frankreichs Alpen" von Theo Gerstl und Luitpold Leeb empfohlen worden wären. Diese Buchreihe kann man probelesen und bestellen bei off-road-touren.de, es gibt sie aber auch beim Därr im Laden oder online zu kaufen.

Landkarten gibts an jeder Postkartenverkaufsstelle vor Ort: Die gelben Michelinkarten 1/200000 für Frankreich und die Wanderkarten 1/50000 Instituto Geografico für Italien. Für den Überblick empfiehlt sich natürlich noch irgendein Strassenatlas.

(Fast) alles was wir über GPS, Kartendatum, Grids und so gelernt haben, haben wir im Explorer Magazin nachgelesen.

Diesen Bericht fand man auch mal in "Reiseträume Weltweit", die sich aber jetzt auf Urlaub auf den Kapverden spezialisiert haben.

Die Karten für diese Seite haben wir bei Demis.nl gefunden.

geozaehler